Wie seit Jahren trafen sich am 23.12.2012 einige Freunde zum Jahresausklang (und um die Ehefrauen  nicht bei den Vorbereitungen zum Heiligen Abend zu stören!!!) .

Solch Abende verlaufen in der Regel mit Frotzeleien, lustigen Geschichten und Anekdoten. Recht normal, wie es unter Männer nun mal so ist. Auch dieser Abend fing genauso an, man löschte seinen Durst, trank und lachte.

Jemand warf in die Runde: „Hat von euch schon mal jemand ein Rentier gehabt?“

Man kennt sich seit vielen Jahren, nein Jahrzehnten, was soll so eine Frage?

Ihm antworte erstmal niemand. Viele dachten: Rentier??  Wie kommt ein erwachsener Mensch auf Rentier? Man lachte und unterhielt sich über andere Geschichten.

Dann wieder: „Hat von euch schon mal jemand ein Rentier gehabt?“

Ok, es ist Weihnachten, nur daran kann es liegen.

Er wurde lauter: „Hat von euch schon mal  jemand ein Rentier gehabt?“

Wir schauten uns gegenseitig an.  „Hallo, sehe ich aus wie der Weihnachtsmann, kann man die essen, so wurde gefragt und geantwortet…“

„Nein, schaut doch mal, warum sollten wir nicht einmal im Jahr so richtig was Gutes tun, ich meine,  so richtig. Denn Gutes tun wir Männer sowieso im ganzen Jahr, immer wieder. Es wurde wieder gelacht. Genau, Männer tun immer nur Gutes.

Rentiere. Und dann?

Ja, dann gehen wir zu Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns und tun Gutes.

Man dachte nach, jeder für sich, der eine mehr der andere weniger.

Und wo bekommt man Rentiere?  Was kosten Rentiere?  Was fressen sie?  Fragen, die so richtig niemand beantworten konnte…

Aber im Zeitalter Handy  – Internet: kein Problem.

So wurde vorgelesen, zitiert und diskutiert.

Hey, im Osten, in der Uckermark, da gibt es jemanden, der Rentiere züchtet…

Ja, dann ruf mal an.  Verkauft er auch?  Was kostet so ein Tier?

(Es ist ca. 23 Uhr, ein Tag vor dem heiligen Abend…)

Es ging tatsächlich jemand ans Telefon. Es wurde ruhig, man lauschte, man hörte zu, man löschte seinen Durst. Die ersten Fragen wurden beantwortet.  Es wurde gerechnet, diskutiert, sollen wir oder doch nicht?

Ja. Das machen wir.  Wir kaufen ein Rentier.

Eins?  Nein, ein Rentier ist ein Herdentier, wir brauchen zwei.

Ein Pärchen sollte es schon sein, vielleicht bekommen wir mal Nachwuchs? Aber, wo sollen die Rentiere denn leben? Wer hat einen Stall?

Ok, einige Sachen wurden geklärt und diskutiert. Und es wurde der Durst gelöscht.

Wir wollten einen Vertrag machen.  Was sollte darin stehen?

Es wurde der Durst gelöscht und ein Vertrag gemacht. Auf einer alten, auseinandergerissenen Zigarettenschachtel.

Eine neue Freizeitbeschäftigung ist geboren..

Es wurde geplant. Wir brauchen einen Schlitten. Die Schreiner unter uns: Wer mit Holz umgehen kann, der kann auch einen Schlitten bauen. An diesem Abend wurde über kein anderes Thema mehr gesprochen.

Der Durst war gelöscht.

Wir gingen nach Hause, die meisten Frauen waren schon im Bett: Und?  Wie war es? Eine übliche Frage, die eigentlich immer gestellt wird.

Ja, weißt du, schön war es, aber ich glaube, ich habe gerade ein Rentier gekauft….

Das ist garantiert keine übliche Antwort.

Alles klar, schlaf mal schön, frage dich morgen früh noch einmal. Das war bestimmt bei einigen Frauen die Antwort.

Man feierte Weihnachten, Silvester, einige Wochen vergingen, E-Mail, Telefonate, Treffen.

In der Zwischenzeit wurden noch einige Freunde neu aufgenommen und wir hatten uns  auf ein 3. Tier geeinigt.

Eine Delegation fuhr in die Uckermark, besuchte den Züchter.  Die Renis wurden gekauft.

Wir mussten den Stall herrichten. Die Weiden bearbeiten, Zäune ziehen. Wir machten es uns und unseren Renis schön.

Es wurden Pläne geschmiedet, Stalldienste eingeteilt, Futter bestellt, es lief….

Am 01.11.2013 war es dann soweit, wir konnten sie holen. Mit dem Pferdeanhänger in den Osten, die Tiere behutsam verladen und ab in die neue Heimat.

Alle waren da, mit Kind und Kegel. Alle wollten unsere Renis begrüßen….Ihnen wurden Namen gegeben: Solv, Ronya und Freya.

Der Abend war lang. Die Nacht kurz, aber am nächsten Morgen waren wir wieder da, wir haben eine Aufgabe…

Es sprach sich im Dorf herum.  In Feldhausen gibt es Rentiere.  Immer wieder kam Besuch. Alle wollten unsere Rentiere sehen.

Den Renis geht es bei uns gut. Sie wachsen und gedeihen.

Frühjahr und Sommer vergingen. Im Herbst wurde der Schlitten gebaut, Weihnachten konnte kommen.

Was wir vorhatten sprach sich herum.  Die Menschen spendeten Geld. Viel Geld. Einfach so. Damit wir damit Gutes tun konnten.

Wir fuhren zur Kinderklinik nach Datteln. Im Gepäck: das Rentier Solv, der Schlitten, der Nikolaus, viele, viele Weihnachtstüten und der Scheck mit einer Summe, die uns total überwältigt hat.

Winter, Frühjahr und Sommer vergingen wieder.

Unsere Frauen mischten sich ein: Wir wollen euch unterstützen. Wir machen einen Rentierbasar. Wollen Dinge basteln, Speisen und Getränke verkaufen und euch, den Erlös mit zum Kinderhospiz nach Ückendorf geben…„

Es wurde geplant, gebastelt, Kuchen gebacken, Flyer gedruckt und verteilt. Auch wir Männer machten mit, bauten Zelte und Pavillons auf. Es soll doch ein schöner Basar werden.

Der  erste Rentierbasar in Feldhausen war ein riesiger Erfolg. Es kamen  so viele Leute. Und die Spendensumme war sehr, sehr hoch. Und alles für die Kinder im Hospiz.

Vielen Dank an unsere Frauen.

Am 05.12.2015 fuhren wir nach Ückendorf….